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05. September 2024

Fidi-Boon-Wech: Ein Radweg unter der Lupe

Ein Beobachter verbringt 60 Minuten an der Anfangsstation des Fidi-Boon-Wech Radwanderwegs. Die Bilanz: 15 Radfahrer, davon sieben mit E-Bikes. Ist der Radweg also ein Erfolg?

Rotenburg/Bothel – Montagnachmittag. Es sind angenehme 25 Grad und ein leichter Wind weht. 16.30 Uhr. Beständig fahren Autos über die Bahnhofstraße zwischen Bothel und Brockel. Hin und wieder ist auch mal ein Motorrad dabei. Ein Monat nach der feierlichen Eröffnung des Fidi-Boon-Wechs (FBW) ist es vielleicht Zeit für einen ersten Eindruck: 60 Minuten an der Anfangsstation des FBW – was ist hier wirklich los?

Gerade erst Anfang August wurde der FBW eingeweiht. Er ist das Herzensprojekt von Bothels Samtgemeindebürgermeister Dirk Eberle. Auf der Einweihungsfeier mit rund 100 Besucherinnen und Besuchern schwärmte er: „Dass so viele Leute hier sind, zeigt, dass wir etwas richtig gemacht haben.“ Auch die Website bewirbt den Radweg, der den Bahnhof Rotenburg mit dem Bahnhof Brockel in der Samtgemeinde Bothel verbindet. „Ein Weg für Pendler, Freizeitradler und Radtouristen“, heißt es im Internet. Stimmt das?

16.33 Uhr, der erste Radfahrer kommt aus Richtung Rotenburg gefahren. Sein Fahrrad hat zwei Gepäcktaschen und er sieht so aus, als ob er tatsächlich einer dieser sagenumwobenen Fahrradpendler sein könnte. Nur kurze Zeit nach ihm kommt die nächste Radfahrerin, eine junge Frau auf einem E-Bike. Gut zu erkennen an dem breiten Unterrohr, in dem der Akku steckt. Doch nicht alle sind „elektrisch“ unterwegs. Die Dame im roten Trikot, die nur wenig später die Straße kreuzt und vom FBW kommt, fährt Rennrad – das hat auf jeden Fall keinen zusätzlichen Antrieb.

„Außenredaktion“ an der Bahnhofsstraße zwischen Bothel und Brockel

Wie an dieser Stelle die „Außenredaktion“, der Beobachtungsposten, aussieht? Eine Wiese mit ein paar Bäumen, die gerade so zum Rückenanlehnen genügen. Dazu den Laptop auf dem Schoß und einen Energydrink in der Hand – gewappnet für den Außeneinsatz am Straßenrand, denn Bänke oder andere Sitzgelegenheiten gibt es hier nicht an der Station Brockeler Bahnhof. Zumindest nicht in unmittelbarer Sichtachse zum neuen Radweg. Immerhin ist der bemooste Rasen nicht nass und das Wetter angenehm warm.

16.41 Uhr: wieder ein E-Bike Fahrer. Bereits jetzt bildet sich ein Muster. Insgesamt vier Radfahrerinnen und Radfahrer fahren in der ersten Viertelstunde über den FBW. Einige schneller, andere entspannter. So wie die Dame mit Kinderanhänger, die genau zur Viertelstunden-Marke mit einem Fahrradanhänger aus Richtung Kreisstadt kommt. Ein Stück weiter vor ihr läuft ein braun-grauer Hund, der an einem Strauch schnuppert. Sie hält an der Straße und kommt dabei kurz ins Straucheln. Sie fährt kein E-Bike, zumindest nicht, dass man es erkennen kann. Diese Frau arbeitet doppelt so hart. Nanu? Der Hund ist weg. Illusion? Oder ist er einfach nur schon früher über die Straße gehechtet? Zu sehen ist er jedenfalls nicht mehr.

Ein wenig Zeit vergeht und ein Mann kommt aus dem FBW gefahren. Was wohl sein Ziel ist? Auf jeden Fall nicht weiterfahren. Denn anstatt die Straße zu überqueren, wie alle andere, wendet er und fährt wieder zurück. In der Zeit bis 17 Uhr kommen noch drei weitere Radfahrerinnen und Radfahrer vorbei. Ein Rennrad und zwei E-Bikes. Bis jetzt sieht das Klientel nach Sport- und Freizeitfahrern aus.

Halbzeit. Das Koffein und Taurin lenkt im positiven Sinne von der Tatsache ab, am Straßenrand auf einer Wiese zu sitzen und einen Radweg zu beobachten. Das Diensthandy vibriert. Irgendwo brennt es gerade – im wörtlichen Sinn. Aber hier nicht, hier ist alles ruhig, wenn man den Autolärm ignoriert.

In der letzten halben Stunde wird das Rätsel um den verschwundenen Hund noch gelöst

Kurz nach 17 Uhr fährt ein entspannt aussehender, älterer Herr auf seinem E-Bike mit Gepäcktasche auf den FBW in Richtung Rotenburg. Generell ist es auffällig, dass die meisten Radfahrenden die Autostraße nur überqueren. Niemand biegt von dort auf der Radweg ab. Entweder fahren wird über die eine oder andere Gerade gefahren.

Es geht auf die Zielgerade und die letzte Viertelstunde ist angebrochen. Eine Radfahrerin kommt aus Richtung Rotenburg. An ihrer Seite ist der Hund von vorhin. „Alles in Ordnung?“, ruft sie über die Straße, ihre Stimme klingt dabei besorgt, aber freundlich. Bevor sie auf die Zusicherung hin, dass alles in Ordnung sei, in eine Garteneinfahrt abbiegt und mit dem Hund verschwindet. Also muss das wohl der Hund sein, der dort auf dem Gelände wohnt. Rätsel gelöst.

In der letzten Viertelstunde ist noch mal so richtig was los, sechs Frauen und Männer nutzen den FBW, darunter wieder drei E-Bikes. Grundsätzlich steht damit schon eines der Fazits für die vergangenen 60 Minuten fest. Von 15 Radfahrerinnen und Radfahrern sind rund die Hälfte – nämlich sieben – mit elektrischer Unterstützung gefahren.

Im Schnitt kann man außerdem sagen, dass alle vier Minuten jemand die Station Brockeler Bahnhof des Fidi-Boon-Wechs erreicht. Das klingt nach einem guten Schnitt für einen noch neuen und nicht etablierten Radweg. Ob dieser Schnitt nun gut ist, oder nicht, das bleibt jedem selbst überlassen zu werten.

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